"Accio Qualitätsjournalismus" - Harry Potter, Sexismus und dreister Clickbait
- Ardelia L.
- 1. Nov. 2018
- 10 Min. Lesezeit
ACHTUNG: Dieser Artikel bezieht sich auf den Artikel "So sexistisch ist "Harry Potter": Das Problem mit den Frauenfiguren" des Online-Magazins bento. Bitte lesen Sie diesen Artikel zuerst.
Harry Potter feiert aktuell sein 20-jähriges Jubiläum und Fans stehen sich vor den Toren der "Harry Potter: The Exhibition" in Potstam in der Warteschlange die Füße in den Bauch, um einen Blick auf den Hippogreifen Seidenschnabel in Lebensgröße oder den legendären Trimagischen Pokal zu werfen. Obwohl der letzte Band vor über 10 Jahren veröffentlicht und der letzte Film vor nunmehr 7 Jahren über Leinwände der ganzen Welt geflimmert ist - übrigens wurde in diesem Jahr "Party Rock Anthem" von LMFAO erstmals in Deutschland veröffentlicht und hat sich über 50 Wochen lang auf Platz 1 der Charts gehalten. Lange her, oder? - ist Harry Potter und das gesamte Franchise darum herum noch heute ein riesen Erfolg und wird es vermutlich auch noch für viele Jahre bleiben.
Bei all den mystischen, fantastischen und fesselnden Geschichten, für die der Zauberlehrling mit der Blitznarbe auf der Stirn steht, darf man aber nicht vergessen, dass der Gesellschaft von heute der Schuh drückt. Ein Thema scheint sich aktuell wirklich besonders schwer, gar schon mit bleiernen, besonders spitzen Pfennig-Absätzen durch den zerfledderten Qualitäts-Converse der deutschen Jugend zu bohren: Sexismus. Das Problem dabei? Wenn man will, kann man die "Sexismus"-Kappe über ALLES ziehen.
Was denkt man sich also als (wahrscheinlich noch junge) Journalistin bei der bento? Ganz genau! Kombinieren wir doch zwei top aktuelle Themen miteinander und GENERIEREN DAMIT GANZ VIELE KLICKS! Mehr scheint sich Franziska F. als sie den Artikel "Expecto Klischeeum: Warum "Harry Potter" ein Problem mit Frauenfiguren hat" verfasst hat, tatsächlich nicht gedacht zu haben. Einen Punkt gibt es für das Wortspiel, welches einen der bekanntesten Zaubersprüche aus der Harry Potter-Reihe "Expecto Patronum" zu einer nicht wirklich hochwertigeren Überschrift für den Artikel macht, aber vermutlich vermitteln soll, dass die Verfasserin durchaus Ahnung von der Materie hat. Das ist in etwa, wie wenn man mit dem Spruch "Beam mich hoch, Scotty!" total Star Trek affin wirken möchte, obwohl man zu keinem Zeitpunkt auch nur eine einzige Folge der Originalserie gesehen hat und sich damit übrigens auch noch direkt als Unwissend outet, denn Fun Fact: Das (unter Nicht-Fans) wohl bekannteste Zitat von Captain Kirk wurde von selbigem nie in den Mund genommen. Aber egal, wir schweifen ab, denn Harry Potter scheint wohl ein Sexismus-Problem zu haben. Als Frau kann ich, nachdem ich Hashtags wie #menaretrash auf Twitter beobachtet habe, nur mit den Augen rollen. Und zwar nach jedem .. einzelnen .. Satz. Erst einmal habe ich den Artikel wieder geschlossen, mit dem Kopf geschüttelt und ihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen weggeschnaubt. Allerdings bin ich am nächsten Tag noch so nachhaltig sauer darüber gewesen, dass ich ihn noch einmal gelesen habe und nun ebenfalls meinen Senf dazu abgeben muss ...
Die Autorin greift ein paar weibliche Charaktere der Buchreihe auf und putzt ihre offensichtlich schlechten Seiten schön heraus, um untermauert mit schlechten oder an den Haaren herbeigezogenen Argumenten einen riesigen Scheinwerfer darauf zu richten. Diese Vorgehensweise erinnert mich an einen weiteren Charakter aus dem Harry Potter Universum: Rita Kimmkorn. Rita ist sensationsgeil und als Journalistin immer darauf aus die skandalträchtigsten Artikel zu verfassen, denn diese - die Autoren der bento kennen es sicherlich - verkaufen sich nun mal am Besten. Beim Verfassen dieser Artikel schreckt sie nicht davor zurück, Wahrheiten zu verdrehen und betroffene Personen zu diffamieren, ungeachtet dessen, was dies für soziale Folgen für denjenigen oder diejenige hat. Sie verfasst sogar einen hetzerischen Artikel gegen Harry Potter selbst. Der Charakter, wenn nicht gar der Hauptcharakter (!!!), von dem sich die Verfasserin wünscht, dass dieser weiblich wäre? Dieser Satz hat mich letztendlich dazu bewegt, Stellung zu dem Thema zu beziehen, denn er liest sich ganz genau wie "Beam mich hoch, Scotty!" und beweist, dass die Autorin die Filme einfach nur stumpf konsumiert hat ohne sich über die Hintergründe Gedanken zu machen oder im Nachhinein wenigstens zu recherchieren, wenn die analytische und interpretative Auseinandersetzung mit einem Werk, sei es filmischer oder literarischer Natur, schon zu viel verlangt ist. Dies gehört im Übrigen zur Mindestanforderung, wenn man journalistisch tätig sein will. Rita Kimmkorn weiß das, denn sie kann in ihrer Animagusgestalt ganz unbemerkt Gespräche belauschen, um somit an Informationen aus erster Hand zu kommen. Eine Information aus erster Hand sollte man als echter Fan kennen, denn schon alleine der Name "Harry Potter", der in England ungefähr so häufig Vorkommt wie "Peter Müller" in Deutschland, verrät, dass der scheinbare Hauptcharakter des Werks auch mit jeder beliebigen anderen Person ausgetauscht werden könnte. Was würden den anti sexistischen Journalisten der bento für Artikel von der Hand gehen, wenn Harry Potter in Wirklichkeit Stephanie Potter wäre? Vor allem, wenn sie erst einmal darauf kämen, dass die ausgewiesenen Nebencharaktere Hermine Granger und Ron Weasley die eigentlichen Protagonisten der Buchreihe sind? "Stephanie Potter - Sind Frauen wirklich so unwichtig, dass sie trotz, dass das Buch nach ihnen benannt ist, nur eine Nebenrolle spielen???" Ja, so in etwa. Dass man es der Toleranzgesellschaft von heute niemals Recht machen kann, wäre hiermit bewiesen. Ebenso wie die Tatsache, dass man die Sexismus-Kappe auf jeden Kopf setzen kann, wenn man es nur ganz doll möchte.
Kommen wir also zu einem wirklichen Hauptcharakter, welcher noch dazu weiblich ist: Hermine Granger. Der Artikel von Franziska weist darauf hin, dass Hermine mit "allerlei stereotypen Eigenschaften beladen" sei. Sie sei eine "strebsame Klugscheißerin mit Bestnoten in allen Schulfächern, die Bücher zum Leben braucht wie andere Luft zum Atmen". Ende. Über die Hintergründe dieser "Klugscheißerei" und darüber, woran sich die Verfasserin nun wirklich stört, erfahren wir nicht viel mehr. Zunächst einmal (und es ist traurig, dass es überhaupt angesprochen werden muss): Charaktere überspitzt darzustellen gehört seit Anbeginn der Zeit zur Literatur. Auch, dass man sich an "Stereotypen" bedient. So sehr wir uns auch dagegen wehren, müssen wir uns irgendwann eingestehen, dass es nun mal einen Grund dafür gibt, dass Stereotypen überhaupt existieren. Würden Menschen sich nicht mit eben genau diesen stereotypen Charaktereigenschaften identifizieren können, würden sie keine emotionale Bindung zu diesen aufbauen können und Film und Literatur gingen unter. Weltbild zerstört. Wäre Hermine mit einem überdurchschnittlich hohem IQ gesegnet und das Erlernen von Magie würde ihr leichter als jedem Anderen fallen, wäre es das klassische Bild des Nerds. Wäre sie eine aufgetakelte Zicke, die keinen Bock zu lernen hat und der ihre Noten völlig egal sind, wäre es das klassische Bild eines .. was auch immer die Schüler in "Fack ju Göhte" darstellen sollen. Um das Dilemma einmal zusammenzufassen: EGAL wie der Charakter der Hermine Granger geschrieben wäre, es würde Franziska stören. Kümmern wir uns also lieber um die Hintergründe. Warum ist Hermine überhaupt so strebsam? Nämlich nicht, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie muggelgeboren ist. Das heißt, dass ihre Eltern keine Zauberer sind und sie zufällig als Kind mit magischen Fähigkeiten auf die Welt gekommen ist. Diese Form von Zauberern wird in der magischen Gesellschaft der "Harry Potter"-Reihe als unwürdig, minderwertig und sogar verachtenswert angesehen. Und plötzlich haben wir damit keine Frauenfeindlichkeit mehr, sondern ein Werk, welches auf Klassen- und Rassentrennung, speziell auf Diskriminierung und Ausgrenzung von Personen (und Wesen) von anderer Herkunft aufmerksam zu machen versucht. Hermine Granger ist so strebsam, um der Zaubererwelt zu beweisen, dass sie trotz ihrer Minderwertigkeit eine großartige Hexe sein kann. Besser sogar noch, als jeder vollwertige Zauberer es jemals sein könnte. Mit ihrer sogenannten "Klugscheißerei" tut sie nichts weiter als sich gegen die Unterdrückung der Gesellschaft aufzulehnen, statt sich klein halten zu lassen und das System zu akzeptieren. Diese Eigenschaft macht Hermine Granger zu einem der stärksten Charaktere der Reihe. Ein Moment, in der sie ihre außerordentliche Stärke beweist, ist der Moment, als sie ihren Eltern im 7. Band die Erinnerung mit einem Obliviate-Zauber an sie nimmt, bevor sie das Haus verlässt, um ihnen Kummer zu ersparen für den Fall, dass sie beim Kampf gegen Voldemort sterben würde. Hermine beweist damit nicht nur mit welcher Weisheit und Umsicht sie gesegnet ist, sondern auch, dass sie sich nicht einmal angesichts des sicheren Todes davon abhalten lässt für ihre Überzeugungen einzustehen. Sie klappert nicht vor Angst auf ihren High-Heels davon. Wie stark muss eine weibliche Figur sein, damit sie von bento nicht oberflächlich darauf reduziert wird, "ein graues Mäuschen" zu sein, "das sich zu besonderen Anlässen aber auch in einen Schwan verwandeln kann"? Ein Thema, das wohl in Zeiten von Snapchat und Instagram an Aktualität kaum zu übertreffen ist, denn wer kennt es nicht? Die Mädels von heute sehen im echten Leben genauso aus wie auf ihren Instagram-Selfies. Der Name "Hermine", im Original "Hermione", ist übrigens die weibliche Form von "Hermes", welcher in der griechischen Mythologie eine olympische Gottheit ist, während "Harry" einfach nur ein Name ist, den J.K. Rowling schon immer ganz schön fand.
Ein weiterer Name mit bedeutsamer Herkunft ist "Minerva". Dieser stammt von der gleichnamigen römischen Göttin für Weisheit und beschreibt sehr genau was Professor Minerva McGonagall ist: Eine unheimlich kluge Frau, die von Franziska nur kurz angerissen wird, weil sie als (erstmal NUR) stellvertretende Schulleiterin vermutlich viel zu sehr in Albus Dumbledores Schatten steht. Dass McGonagall dabei nicht nur eine äußerst Loyale Person ist, die bereit ist für ihre Überzeugungen auch Strafe zu empfangen, sondern auch eine starke und wichtige Stütze für sowohl Dumbledore als auch Harry und damit ein weiterer unterschätzter wichtiger weiblicher Charakter ist, wird komplett unter den Tisch fallen gelassen. Minerva McGonagall ist bemüht die Gefilde in Hogwarts während Dumbledores Abwesenheit zusammenzuhalten und leistet dabei sogar offenen Widerstand gegen Dolores Jane Umbridge, welche in dieser Zeit vom Zaubereinministerium in Hogwarts als Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste eingesetzt wird und bei der Durchsetzung des vom Ministerum auferlegten Ausbildungserlasses weder vor Folter noch vor Mord zurückschreckt. Eine weitere Frau, die scheinbar nur im "Schatten" eines großen Mannes steht: Sie ist die erste Untersekretärin unter dem Zaubereiminister Fudge, welcher die Verfasserin "männliche Eigenschaften", nämlich Machtstreben, Grausamkeit und Skrupellosigkeit getarnt "als liebes Großmütterchen" zuschreibt. Eine Frau mit hohem Rang im öffentlichen Dienst. Und wieder ist es für Franziska völlig falsch. Ein Blick in Pottermore verrät, dass Dolores Umbridge als Tocher eines Zauberers und einer Muggelfrau geboren wurde und ihre Kindheit geprägt wurde von einem Vater mit mangelndem beruflichen Ehrgeiz, einer rastlosen und unordentlichen Mutter und einem magisch unbegabten Bruder. Als halbblütige Hexe wurde sie mit höchster Wahrscheinlichkeit ähnlich angegriffen wie Hermine, was dafür gesorgt hat, dass sie angefangen hat ihre Muggelseite zu verabscheuen und gar zu verleumden. Dies ist auch der Grund dafür, dass sie den Kontakt zu ihrer Mutter und ihrem Bruder abgebrochen hat und sogar offen behauptet reinblütiger Abstammung zu sein. Wenn man ihre Geschichte betrachtet, dann sind dies keine "männlichen Eigenschaften", sondern Eigenschaften als Folge anhaltenden Extremismus: Zermürbung. Für Umbridge scheint es chancenreicher zu sein, mit dem Strom zu schwimmen als sich dagegen zur Wehr zu setzen. Sie wird damit trotz ihres scheinbar starken und kalten Auftretens zu einer eher tragischen Frauenfigur, die dem gesellschaftlichen Druck schon im Jugendalter nachgegeben hat. Dennoch ist sie im Gegensatz zu dem über ihr stehendem Mann ein sehr einprägsamer Charakter. Jeder erinnert sich an ihr rosa Kostüm und an die Folter, die sie Harry Potter und anderen Schülern antut, um herauszufinden was für unautorisierte Aktivitäten an Hogwarts getrieben werden. Wer erinnert sich aber an Minister Fudge's ... ja .. hm, an was eigentlich? Doch zurück zu Minerva McGonagall, die sich offen gegen Umbridge und somit auch gegen das Ministerum stellt. Sie ist aktives Mitglied des Orden des Phönix, leistet nach der Machtergreifung Voldemorts offenen Widerstand und führt die finale Schlacht um Hogwarts gegen diesen und seine Belegschaft an. Sie ist damit eine Frau, die für ihre Überzeugungen in einen waschechten Krieg zieht. Eine Frau. Krieg. So richtig mit Einsatz von Waffen und Gewalt. Minervas Rolle bricht hier mit allen Frauenklischees mit denen sie bento jemals bombardieren könnte.
Einige starke Frauenrollen werden von der Autorin nur angerissen oder komplett unter den Tisch fallen lassen:
Lilly Potter, die alleine durch ihr selbstloses Opfer aus Liebe zu ihrem Kind den mächtigsten bösen Zauberer davon abhalten kann, dass seine Herrschaft weitere unschuldige Leben kostet.
Molly Weasley, die nur kurz angeschnitten und als "Muttertier und Glucke" bezeichnet wird, welche sich aber als vollkommen vorurteilsfreie Frau sogar um Personen kümmert, die nicht zu ihrer Familie gehören und die von der Gesellschaft als minderwertig angesehen werden. Molly Weasley steht durch ihre Charaktereigenschaften im völligen Gegensatz zur rassistischen Weltanschauung der Zaubererwelt und sollte somit von Franziska nicht als "Glucke", sondern als starkes Vorbild betrachtet werden.
Ginny Weasley, die als jüngste Weasley mit vielen älteren Brüdern gelernt hat, ihre Interessen geschickt durchzusetzen. Sie ist nicht nur Namensgeberin der "Dumbledores Armee", sondern auch aktives Mitglied und organisiert den Widerstand gegen die Carrow-Geschwister, die während Snapes Amtszeit als Schulleiter rassistisches Gedankengut in der Schule verbreiten. Sich mit den Carrows anzulegen kann im übrigen in Folter und Tod enden.
Luna Lovegood, die etwas verträumte Ravenclaw-Schülerin spricht immerzu vorbehaltlos auch unangenehme Wahrheiten aus. Zusammen mit Ginny und Neville baut sie Dumbledores Armee aus und ist maßgeblich an den Widerstandsaktionen beteiligt.
Dies ist nur eine Auswahl von ein paar starken Frauenfiguren, die im Artikel nicht weiter behandelt werden. Warum auch? Hier wird ja auch Harry Potter für die Hauptfigur gehalten.
Ein großes Problem der heutigen Gesellschaft ist es, dass oftmals vergessen wird, wie Dinge zu interpretieren sind. Vor allem in Anbetracht der zeitlichen Epoche, in der das Werk verfasst wurde. Als im Jahre 1948 der Roman "1984" von George Orwell erschienen ist, war die Gesellschaft gebeutelt vom 2. Weltkrieg und die Angst vor einer unsicheren Zukunft gipfelte in der Vorstellung, dass ein totalitärer Überwachungsstaat - Big Brother - bald bittere Realität sein könnte. Zu der Zeit als J.K. Rowling die Harry Potter Bücher verfasst hat, fand ein gesellschaftlich-politischer Umbruch statt, welcher den Rechtsextremismus in Westeuropa stark angeheizt hat. Zu den aktuellen Sorgen der Bürger der 80er und 90er gehörte ein geringes wirtschaftliches Wachstum, eine hohe Arbeitslosenrate, Asylproblematiken und einiges mehr. "Harry Potter" verpackt die schwerwiegenden sozialen Folgen des Rechtsextremismus in ein Format, welches für die Jugend der 90er zugänglich und verständlich ist und sie für die Problematik sensibilisiert.
Neben diesem großen Thema beschäftigt sich "Harry Potter" übrigens noch mit vielen weiteren Problematiken. Betrachten wir zum Beispiel Dudley Dursley, Harry's Cousin mütterlicherseits. Ein Muggelkind, der von seinen Eltern behandelt wird wie ein rohes Ei und alles bekommt wonach er auch immer verlangt. Er ist übergewichtig und in schwierigen Situationen hilflos. Rowling nimmt sich damit der Problematik der Erziehungsmethode sogenannter "Helikopter-Eltern" an und appeliert daran, Kinder zu selbstständigen Individuen zu erziehen. Ein weiteres Beispiel sind die Dementoren vor denen sich Harry fürchtet, seit er sie das erste Mal im Hogwarts Express auf dem Weg in das neue Schuljahr erlebt hat. Wenn sie in der Nähe sind senkt sich die Umgebungstemperatur. Die Dementoren selber saugen denjenigen, den sie angreifen sämtliche Lebensfreude aus, lähmen ihn und nehmen ihm letztendlich die Seele. Außerdem erscheinen sie als dunkle, geisterhafte Wesen ohne erkennbare Gesichter. Dementoren könnten dadurch sinnbildlich für Depression stehen, ein Thema, welches im Jahr 2018 aktueller nicht sein könnte. Warum wird darüber nichts geschrieben? Generiert nicht genug Klicks, oder?
Bei all den kritischen Themen, die sich J.K. Rowling nicht scheut anzusprechen, warum um alles in der Welt sollte "Harry Potter" sexistisch sein? Zumal sich Rowling seit Jahren selbst gegen soziale Ungerechtigkeit engagiert und unter anderem Arme, Alleinerziehende Mütter und die Erforschung von Multipler Sklerose unterstützt.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die "Harry Potter"-Reihe und ihre Autorin eine Vielzahl verschiedenster Themen zur Analyse bietet, allerdings gibt man sich damit zufrieden auf die oberflächlichste Art und Weise die reine Anzahl von starken weiblichen Charakteren der Anzahl von vergleichsweise schwachen männlichen Charakteren gegenüberzustellen. Diese unreflektierte Vorgehensweise spiegelt (leider) zu 100% den beschränkten Horizont der modernen Gesellschaft wieder. Ein herzliches Dankeschön geht damit raus an den wertvollen Beitrag zur Bildung und Aufklärung von Jugendlichen.
Ardelia L.
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