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"Fanliebe" 2018 - Ein offener Leserbrief an eine Debatte

  • Autorenbild: Wolfstadt
    Wolfstadt
  • 17. Nov. 2018
  • 6 Min. Lesezeit

Anmerkung: Dieser Brief wurde als Antwort an den Artikel, "So sexistisch ist "Harry Potter": Das Problem mit den Frauenfiguren" des Online-Magazins bento. Bitte lesen Sie diesen Artikel zuerst.


Sehr geehrte Bento-Redaktion,


ich schreibe Ihnen in einem Anliegen, welches sich auf den Bericht bezieht, der über das „Frauenbild“ in Harry Potter schreibt, aus der Sicht der Autorin.

Mir stieß der gesamte Beitrag mehr als sauer auf, da ich die vermeintliche Redakteurin, oder die Person die sich als solche bezeichnet, noch einmal über ihre „Liebe zu Harry Potter“ Gedanken machen sollte. Die vordergründigen Hauptpersonen sind zwar wie in nahezu allen Büchern und Filmen Männer, dennoch stehen hinter all diesen Männer genug Frauen, die die eigentlichen Strippenzieher und Hauptfiguren der Geschichte sind. Die Figur des Harry Potter ist auch nach der Aussage von J.K. Rowling (was man als Fan wissen sollte) ein X-beliebig gewählter und austauschbarer Charakter, was schon in seinem Namen impliziert wird. Auch sollte die Redakteurin als Liebhaber wissen, dass die eigentlichen Helden Ron und vor allem Hermine sind, was auch im Laufe der Geschichte mehr als klar wird. Weil sowohl Harry als auch Ron ohne Hermine nicht einmal durch die Geschichte des „Steins der Weißen“ gekommen wären.

Auch kommen im Laufe der 7 Bücher viele Frauen auf, die ihre männlichen Mitstreiter um Längen in ihren charakterlichen und meist auch magischen Fähigkeiten übertreffen. Begonnen mit Harrys Mutter, dessen Opfer eine Macht entfesselt, die den zu diesem Zeitpunkt mächtigsten und gefürchtetsten Zauberer stoppt und die auch außerhalb dieser Tat als kluge und mächtige Hexe bezeichnet wird. Dann haben wir Molly Weasley, ihre Tochter, Prof. McGonagall, Cho Chang, Fleur, Bellatrix, Narcissa, Umbridge (auch wenn sie wohl der bösartigste Charakter im gesamten Werk ist) und viele andere. Anhand dieser Masse an starken und leitenden weiblichen Charakteren, die zwar oft im Hintergrund agieren aber ohne die es nicht voran gehen würde oder das Kartenhaus, welches um die Männer in der Geschichte gebaut wurde relativ schnell einbrechen würde. Den der Spruch: „Hinter jedem Mann steht eine starke Frau die ihn lenkt“, ist hier deutlicher anwendbar als kaum wo anders.

Auch sollte der Redakteurin klar sein, dass Rowling stark gegen Diskriminierung und Rassismus in vielen Ebene der Gesellschaft arbeitet und ihre Bücher vor 20 Jahren unabhängig von den gesellschaftlichen Sichtweisen geschrieben wurden. Das Thema welches Ihre Redakteurin für diesen Beitrag gewählt hat, heute prägnanter als jeher im Vordergrund des Interesses der Gesellschaft steht, sollten die Bücher, wenn man sie schon versucht in solch eine Schublade zu pressen, anders gelesen und interpretiert werden (auch wenn ich stark bezweifle das die Bücher überhaupt als Leitfaden für diesen Beitrag verwendet wurden). Als Wegweiser was Extremismus, Klassen- und Rassendenken, dass unterdrücken der vermeintlich Schwächeren und die Ausgrenzung von Personen die der Herrschaft als unwürdig erscheint (welcher ein Fingerzeig auf die Zustände des Nationalsozialismus sind und was sie mit der Gesellschaft anstellen) mit den Menschen machen können. Rowling wollte dies in den Rahmen einer Geschichte packen, in der die Leser zusammen mit dem Protagonisten wachsen und anfangen zu verstehen, zu was dieses Verhalten führen kann und dass man so etwas nie wieder geschehen lassen sollte. Rowling kämpft privat wie auch in diesem Werk gegen viele Missstände die gesellschaftlich Verwendet werden, auch im Bezug auf Frauenrechte oder dem Bild der Frau im geschriebenen Wort. Mit dem Charakter der Hermine bricht sie auch mit dem gewöhnlichen Frauenbild in Geschichten. Mit der Art wie die Frauen in Rowlings Werken dargestellt werden, ist sie im Grund ein Wegweiser für die Zukunft und damit vor allem für unsere Zeit, in der es kein anderes Thema mehr gibt, als wie schlecht man als Frau überall behandelt wird.

Meiner Meinung nach (und die subjektive Meinung einer Person, scheint im Raum ihrer Redaktion ja wichtig zu sein), sollte man, wenn man sich hinsetzt und anfängt solche einen Artikel zu schreiben, vorher mit anderen zusammensetzten (Männern und Frauen) und besprechen ob die verwendeten Buchstaben überhaupt einen Sinn ergeben. Auch sollte man als Redakteur/in eine gewisse Objektivität behalten und nicht nur seine eigene Meinung vertreten, was ein Punkt ist, der auf qualitativ hochwertigeren Journalismus deutet. Ich verstehen das das Thema des Sexismus Heute wichtiger ist den je aber man sollte nicht überall Dinge reininterpretieren und wenn man dies tut, es objektiv und belegt mit Fakten und Vergleichen machen. Ich verstehe das diese Art der Berichterstattung oder „Unterhaltung“ zeitaufwändiger ist (und Zeit ist nun einmal Geld). Dennoch sollten gerade in diesem Bereich, der so prägnant in den Köpfen der Menschen liegt, diese Zeit investiert werden um Aufklärung zu betreiben. Vielleicht auch um die Leser für eine kritische Sicht und Auseinandersetzung mit dem „Frauenbild“ und Harry Potter zu öffnen und auch für andere Werke.

Ich verstehe das Redaktionen wie Ihre oder z.B. die ze.tt damit lebt Themen anzusprechen die aktuell sind und diese für die Jugend lesbar zu machen (vielleicht falle ich mit Ende 20 auch aus Ihrem gewöhnlichen Lesern raus), aber man sollte davon Abstand nehmen nur die Meinung des gerade schreibenden Redakteur/in abzudrucken oder den „Senf“ den der Schreiber zu diesem und jedem Thema rausbringen wollen. Den diese Art der Informationsverteilung und Schreibweisen gehören nicht in eine nachrichtenähnliche Redaktion, sondern in einem privaten Internetblog der betreffenden Person. Da kann diese bezeichnete Redakteurin schreiben was sie will und so subjektiv und uninformativ sein wie sie will. In einem vermeintlichen Jugendmagazin, welches sich im Internet bewegt, also eine größere Reichweite hat, ist das kein professioneller Umgang. Sie sollte ihre Möglichkeiten dazu verwenden Aufklärung bei den jungen Menschen zu betreiben (denn was ich beobachte ist, dass dies mehr als nötig ist) und den Blick der Leser öffnen für das Entscheidende und nicht noch mehr unnötige „Mistgabelschreiberei“ betreiben. Besonders wenn es um das Thema Harry Potter geht. Ich bin mit diesen Werken aufgewachsen und zu Beginn war es für mich ein Buch, welches mich in eine Welt entführt hat, die so wundervoll und außergewöhnlich ist, wie kaum einen andere. Auch später und mit fortschreitendem Alter war es immer noch eine Welt in der Dinge möglich sind, von denen wir nur Träumen können, die aber auch zeigen zu was Hass aber auch Freundschaft führen. Das Bild der Frau stand weder für mich, noch für meine Freunde jemals zur Diskussion, wir waren eher beeindruckt davon was Hermine allein alles schafft (ich sage nur Perlenhandtasche). Aber das ist nur die Sichtweise von ein paar eingefleischten Harry Potter-Fans.

Was mich zusätzlich noch etwas gefuchst hat, ist die Tatsache das Ihre Redaktion wie auch viele andere, versuchen das Thema des Sexismus auf eine Art und Weise auszuschlachten, die ich mehr als bedenklich finde. Den da Sie eine Unternehmung sind die sich auf die 15-25-jährigen bezieht sollten sie eine andere Form finden um dieses Thema an den Leser zu bringen (auch wenn es weniger Klicks und Likes bringt). Den gerade hier sollte man aufhören mit dem Finger auf Dinge zu zeigen und Informationen an den Menschen zu bringen (oder eher an die Frau), die dieses Thema wirklich behandeln und nicht nur emotional und individual aushöhlen. Denn auch in diese Richtung kann Harry Potter mehr als wegweisend gelesen werden. Es stärkt den weiblichen Charakter und die Frau, dass sie mehr kann als nur gut aussehen danebenstehen und im richtigen Augenblick zu schreien. Denn das Problem des Sexismus liegt in der Gesellschaft ans ich verankert und vor allem in der Frau, da sie selbst bestimmt wie ihr Umfeld sie wahrnimmt. Und wenn sie eben auch zeigen will das sie sich vom hässlichen Entlein auch in den schönen Schwan verwandeln kann, dann tut sie das und sie sollte das aus eigenem Interesse tun und nicht weil gesellschaftlichen Konventionen sie dazu zwingen. Hermine (und auch alle anderen, Mann wie Frau) machen sich zum Yule Ball im vierten Buch schön und das ist ihr gutes Recht. Hermine will schön sein für sich und für den besonderen Anlass, in dem sich das Buch hier bewegt. Denn hier wird einem zum ersten Mal als Leser bewusst, dass sich die Protagonisten in einer Entwicklung befinden, in der auch der Leser mal war, der Pubertät. In diesem Stadium des erwachsen werden wollen wir alle schön sein, weil wir feststellen welchen Eindruck wir machen können und wie wir selbst mit uns und unseren eigenen Körper spielen und uns selbst zufriedenzustellen.

Wenn sie also einen Artikel veröffentlichen, der sich mit diesem sensiblen Thema beschäftigt und beschließen ihn mit einem Grundelement unseres Jahrhunderts zu verbinden, sollten sie in Zukunft auf eine objektive auseinandersetzten mit dem Frauenbild und mit Harry Potter an sich achten und ihre Redaktion schulen, das sie Informationen aus verschiedenen Quellen beziehen und informativ schreiben und nicht einen „billig“ Internetblog verfassen, mit Texten die darauf abzielen irgendwo Dinge reinzulesen die so nicht vorhanden sind und niemanden etwas bringen außer Ihnen selbst in Form vom Generieren von „Klicks“.

Wenn Sie also beschließen solche einen Artikel zu posten, sollten sie die Möglichkeit eröffnen Gegenmeinungen zu erhalten oder eine unabhängige Person vorher über die Schriften schauen lassen, damit sich so etwas nicht weiterverbreitet als es sollte. Bei Bedarf solche einer Schrift stehen Ihnen zwei Fans der Buchreihe des weiblichen Geschlechts (die diese Sexismus-Debatte anders sehen) gern zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen

W.

 
 
 

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